Sonntag, 18. April 2010

No Nation, No Borders!

Erst wenn man wieder in den Genuss einer ernsthaften Grenzkontrolle kommt wird einem bewusst wie beschissen das ist. Bevor wir in die EU einreisen durften hatten wir eine längere Wartezeit und eine ausführliche Kontrolle durch insgesamt 7 Ungarn zu absolvieren. Da einer der Grenzbeamten von unserer muscheldekorierten Frontscheibe ganz verzückt war, lockerte sich die Stimmung etwas auf, unangenehm bleibt so etwas jedoch immer.

Kaum hatten wir die Grenze nach Ungarn überquert, begann es wie aus Kübeln zu schütten. Bei dieser Gelegenheit stellten wir fest, dass unser Dachfenster trotz eifrigen Verklebens des Vorbesitzers noch immer leckt.

In Budapest angekommen spazierten wir durch die Innenstadt und holten meine neue Bankomatkarte ab, die mir der freundlichste Bankbetreuer der Welt (solche E-mails bekommt man normalerweise nur von Freunden oder Familie ;) nachgesendet hatte - natürlich musste einen Tag vor der Abreise die Karte defekt werden. Da wir Budapest schon einmal besucht hatten und zumindest einen Teil der doch sehr langen Wegstrecke nach Krakau zurücklegen wollten, brachen wir anschließend auf. In vorzüglicher Fahrlaune preschten wir anschließend bis kurz vor Krakau durch, immer auf der E77 entlang, die bis Warschau führt, sodass wir die Slowakei fast nur im Dunkeln erlebt haben. Nach Budapest wurde die Landschaft hügeliger. Im Norden durchquerten wir einige Naturschutzgebiete – Hochebenen mit anliegenden Wintersportgebieten.

Kurz vor Polen gab es zwei Polizeikontrollen, mitten in schlafstillen Dörfern. Nach der mit „Ja“ beantworteten Frage ob wir Touristen seien, wurden wir beide Male freundlich entlassen und mussten auch unsere Pässe nicht vorweisen.

Wir passierten eine verlassene Grenzstation, danach einige Stripclubs und Motels, die durch blinkende Leuchtreklamen versehen, wie überdimensionale Glücksspielautomaten in die Nacht ragen und fuhren noch bis kurz vor Krakau, wo wir in einem kleinen Dörfchen, erschöpft von der langen Fahrt, einschliefen.

Krakau

­­­Am nächsten Tag wurden wir durch laut prasselnden Regen geweckt. Entnervt von dem ungewohnt schlechten Wetter und von der Sehnsucht nach Wärme getrieben, beschlossen wir ein Hotel zu beziehen. Nach ausführlicher Internetrecherche wurden wir fündig. Auch der bereits dringend benötigte Waschsalon ließ sich auftreiben. Wir nahmen den „laundry service“ in Anspruch, sodass wir für 40 Zloty (ca.10 EUR) am nächsten Tag unsere gesamte Wäsche (2 Waschmaschinenfüllungen) duftend und zusammengelegt vorfanden.

Das Hotel war sauber und erholsam, sodass wir dem Regen entfliehen konnten. In Krakau besichtigten wir die Wawel (Festung), incl. Ausstellung, das jüdische Viertel und die Altstadt mitsamt den Tuchhallen. An vielen Stellen waren Blumenkränze und Kerzen zum Zeichen der Trauer über den Tod des Präsidenten zu sehen – in den Kirchen war Hochbetrieb.

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes verabschiedeten wir uns von Krakau mit einem Cocktail, den wir in dem hippen Seventies Lokal „Moment“ im jüdischen Viertel kippten. Die jungen Leute waren durchwegs gut gekleidet und uns gegenüber saß eine polnische Variante von Moby, originalgetreu samt Bobo-Brille und Apple.

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