Montag, 26. April 2010






Baltikum Teil1

Die ersten paar Tage in Litauen und Lettland waren regnerisch windig und arschkalt. Untertags hatte es ca. 8° und abends gefühlte 0. Meine Freundin wickelte sich in noch dickere und noch mehr Leibchen und Pullover, trug einen orangenen Bademantel und dicke Hauspatschen und umwickelte sich zusätzlich, bevor sie sich in den Schlafsack einpuppte, noch mit einer Fleecedecke -diese Montur wird mich wohl noch durch den gesamten Norden begleiten. Den ersten Abend verbrachte ich damit, die kleinen lästigen Schlupflöcher, die im Sommer sicherlich für angenehmes Klima, im Frühling aber, vor allem bei diesem Breitengrad, für höchst unangenehme Zugluft sorgen, mit Klebeband zu verkleben, ganz werde ich die kleinen Biester wohl nicht besiegen. Die Kälte hat auch Vorteile. So wie in weiten Teilen Russlands Gefriergut einfach aus dem Fenster gehängt wird, fungiert unser Wohnmobil als riesiger Kühlschrank und leicht verderbliche Lebensmittel halten sich nun um einiges länger.

Die erste Anlaufstation in Litauen war Druskininkai, nur ein paar Kilometer von der Weißrussischen Grenze entfernt. Dort besuchten wir den „kommunistischen Park“. Das Baltikum war bekanntlich einige Jahrzehnte unter russischer Besetzung. Die verherrlichenden Götzenstatuen der Führerpersönlichkeiten des Russischen Regimes die damals in den Stadtzentren standen, wurden nach Zerfall der Sowjetunion demontiert und in dem Park zu einem Ausstellungsstück umfunktioniert. Vordergründig waren es Stalin und Lenin: jung, alt, sitzend, stehend, in Büste, als Wandteppich und Gemälde.… Die lettische Öffentlichkeit ist uneins ob der „Zulässigkeit“ und dem Nutzen eines solchen Parks und kritisiert die unkritische Auseinandersetzung mit diesem Thema. Neben Stalin, Lenin und seinen Gefolgsleuten taucht dann plötzlich eine Statue von Marx und Portraits von Engels auf, die sich sicherlich nichts mehr wünschen würden als, dass man sie von diesem Park demontiert. Ich erlaube mir eine Aussage Marx’s zu zitieren die dem französischen Marxismus galt: „Wenn das Marxismus ist, dann bin ich kein Marxist.“ Anders hätte wohl auch nicht die Beschreibung des sowjetischen „Realsozialismus“ ausgesehen.

Am dritten Tag fuhren wir nach Vilnius. Die Strecke war wunderschön: Alles eben und somit ein unendlicher Weitblick, zick Kilometer lange Birkenwälder, kleine Holzhäuschen, die einen glauben lassen schon in Skandinavien zu sein, diesen Eindruck hat auch die enorme Anzahl an Seen verstärkt, die je nach Tageszeit ein herrliches Bild abgeben und die Landschaft reflektieren.

Vilnius

Eine sehr moderne, (im Vergleich zu Österreich) saubere, kleine Stadt. Mitten im Zentrum, neben dem Business Center mit hohen Bürogebäuden, befand sich eine große Grünfläche, die entlang des Flusses, der die Stadt durchquerte verlief. Dort versammelte sich die Jugend, Hobbysportler, Drachen und gebastelte Heißluftballons wurden dem Wind überlassen…

Wir gingen in ein litauisches Restaurant. Als Vorspeise gab es russische gefüllte Eier und als Hauptgericht ein Gipsysteak, dass in eine Sauce mit Essiggurken und Paprika eingehüllt war. Meine Freundin aß zwei große mit Fleisch gefüllte Kartoffelteigtaschen, die mit einer Sauce aus Zwiebeln, Grammeln und Gewürzen garniert waren.

Den restlichen Tag schlenderten wir durch die kleinen Gässchen der Altstadt, um am nächsten Morgen in Richtung Lettland aufzubrechen.

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