Donnerstag, 29. April 2010

Tallinn



Den ganzen Weg von Riga nach Tallinn fuhr ich mit dem Auto. Inzwischen fühle ich mich schon wesentlich sicherer und somit steht der Fahrspaß und nicht der Stress im Vordergrund. Hier im Baltikum drängt es sich fast schon auf zu üben, da die Straßen sehr übersichtlich sind und wenig Verkehr herrscht.

Wir kamen nachts in Tallinn an, schliefen an einer Tankstelle und checkten am nächsten Morgen in das Hotel ein, das wir, bereits in Vilnius für 21 EUR die Nacht, gebucht hatten. Zu unserer großen Freude waren die Zimmer sauber, ruhig und sehr hell. Das einzig Unangenehme war - wenn das auch etwas seltsam klingen mag - die Wärme des Zimmers. Offensichtlich sind wir, dank unseres fahrenden Kühlschrankes, den Aufenthalt in einem angenehm temperierten Raum nicht mehr gewöhnt, sodass wir am ersten Abend schein-fiebrige Zustände erdulden mussten.

Tallinn ist eine sehr schöne, mittelalterlich anmutende Stadt mit einer größtenteils erhaltenen Stadtmauer, welche die Altstadt umrundet. Eben diese Altstadt erinnert ein bisschen an Salzburg, wird aber durchwegs besser vermarktet (gezielt wird Herr der Ringe Flair verbreitet, mitsamt Mittelalterrestaurant – das wir auf Anraten eines Freundes dann doch nicht besucht haben). Es ist schon recht teuer hier und man muss wirklich lange suchen, wenn man essen gehen und dennoch keine Preisexplosion erleben will. Nach langer Internet-Recherche haben wir ein kleines Pub gefunden und waren sehr zufrieden.

Da wir die vier Tage im Hotel voll auskosten wollen, verbringen wir viel Zeit im Zimmer, machen es uns gemütlich und schauen Serien. Heute ist der letzte Tag unseres Aufenthaltes und wir haben gerade eben unsere Kleider aus der Wäscherei geholt. Das ist vielleicht ein bisschen dekadent, aber hier haben wir keinen Selbstbedienungsladen gefunden und mir soll es recht sein.

Morgen um 14h geht unsere Fähre nach elhHHelsinki und dort werden wir dann mit den finnischen Maturanten und Studenten feiern und ordentlich trinken ;) Am 1. Mai ist in Finnland Vappu und am nächsten Tag wird in den Parks gepicknickt. Ich hoffe, dass bis dahin das Wetter wieder besser ist, hat es doch heute wieder zu regnen begonnen.

Ein amüsantes Detail am Rande: Wie wir gestern Abend leider feststellen mussten, ist es inzwischen nicht mehr möglich den Motor des Autos auf normalem Weg abzustellen, unser alter Gaul läuft dann einfach weiter… einstweilen lassen wir den Motor also einfach im dritten Gang (ist laut Werkstatt schonender) absterben, wenn wir nicht mehr weiterfahren wollen. Ich hoffe inständig, dass wir es zumindest auf die Fähre schaffen und nicht die komplette Zündung den Geist aufgibt. Sobald wir in Finnland angekommen sind, werden wir eine Mercedes-Werkstatt aufsuchen und es sollte laut heutiger Auskunft kein allzu großes Problem sein, die Fehlerquelle zu beheben.

Jacko lebt! Und zwar in Pärnu, wo er jeden Abend im Sonnenuntergang den Moonwalk übt

Mittwoch, 28. April 2010

Ethnographisches Freilichtmuseum nähe Riga / Weg nach Tallinn





Riga ist die größte Stadt des Baltikums. Es wird spürbar teurer je näher man an Finnland kommt, in der Hinsicht kaum Unterschiede zu Österreich.

Wir haben uns Alice im Wunderland 3d angesehen (war ganz nett, aber etwas verkürzt u. die Comicelemente gefallen mir auch nicht so).

Bis auf die obligatorische Altstadtwanderung haben wir in Riga eher weniger Sightseeing betrieben und sind nach dem zweiten Tag zu einem Ethnographischen Freilichtmuseum knapp außerhalb der Stadt gefahren. Dort wurden Wohnhütten, Kaufläden, Tavernen und Badehäuser aus dem 18.- bis Anfang des 20. Jahrhunderts ausgestellt. Aufgeteilt war die Ausstellung auf die einzelnen Gebiete Lettlands und deren ansässige Völker.

Am nächsten Tag sind wir in Richtung Estland aufgebrochen. Auf halber Strecke machten wir in Pärnu Halt: wunderschöner, weißer Sandstrand und der Sonnenuntergang hießen uns willkommen.

Montag, 26. April 2010






Baltikum Teil1

Die ersten paar Tage in Litauen und Lettland waren regnerisch windig und arschkalt. Untertags hatte es ca. 8° und abends gefühlte 0. Meine Freundin wickelte sich in noch dickere und noch mehr Leibchen und Pullover, trug einen orangenen Bademantel und dicke Hauspatschen und umwickelte sich zusätzlich, bevor sie sich in den Schlafsack einpuppte, noch mit einer Fleecedecke -diese Montur wird mich wohl noch durch den gesamten Norden begleiten. Den ersten Abend verbrachte ich damit, die kleinen lästigen Schlupflöcher, die im Sommer sicherlich für angenehmes Klima, im Frühling aber, vor allem bei diesem Breitengrad, für höchst unangenehme Zugluft sorgen, mit Klebeband zu verkleben, ganz werde ich die kleinen Biester wohl nicht besiegen. Die Kälte hat auch Vorteile. So wie in weiten Teilen Russlands Gefriergut einfach aus dem Fenster gehängt wird, fungiert unser Wohnmobil als riesiger Kühlschrank und leicht verderbliche Lebensmittel halten sich nun um einiges länger.

Die erste Anlaufstation in Litauen war Druskininkai, nur ein paar Kilometer von der Weißrussischen Grenze entfernt. Dort besuchten wir den „kommunistischen Park“. Das Baltikum war bekanntlich einige Jahrzehnte unter russischer Besetzung. Die verherrlichenden Götzenstatuen der Führerpersönlichkeiten des Russischen Regimes die damals in den Stadtzentren standen, wurden nach Zerfall der Sowjetunion demontiert und in dem Park zu einem Ausstellungsstück umfunktioniert. Vordergründig waren es Stalin und Lenin: jung, alt, sitzend, stehend, in Büste, als Wandteppich und Gemälde.… Die lettische Öffentlichkeit ist uneins ob der „Zulässigkeit“ und dem Nutzen eines solchen Parks und kritisiert die unkritische Auseinandersetzung mit diesem Thema. Neben Stalin, Lenin und seinen Gefolgsleuten taucht dann plötzlich eine Statue von Marx und Portraits von Engels auf, die sich sicherlich nichts mehr wünschen würden als, dass man sie von diesem Park demontiert. Ich erlaube mir eine Aussage Marx’s zu zitieren die dem französischen Marxismus galt: „Wenn das Marxismus ist, dann bin ich kein Marxist.“ Anders hätte wohl auch nicht die Beschreibung des sowjetischen „Realsozialismus“ ausgesehen.

Am dritten Tag fuhren wir nach Vilnius. Die Strecke war wunderschön: Alles eben und somit ein unendlicher Weitblick, zick Kilometer lange Birkenwälder, kleine Holzhäuschen, die einen glauben lassen schon in Skandinavien zu sein, diesen Eindruck hat auch die enorme Anzahl an Seen verstärkt, die je nach Tageszeit ein herrliches Bild abgeben und die Landschaft reflektieren.

Vilnius

Eine sehr moderne, (im Vergleich zu Österreich) saubere, kleine Stadt. Mitten im Zentrum, neben dem Business Center mit hohen Bürogebäuden, befand sich eine große Grünfläche, die entlang des Flusses, der die Stadt durchquerte verlief. Dort versammelte sich die Jugend, Hobbysportler, Drachen und gebastelte Heißluftballons wurden dem Wind überlassen…

Wir gingen in ein litauisches Restaurant. Als Vorspeise gab es russische gefüllte Eier und als Hauptgericht ein Gipsysteak, dass in eine Sauce mit Essiggurken und Paprika eingehüllt war. Meine Freundin aß zwei große mit Fleisch gefüllte Kartoffelteigtaschen, die mit einer Sauce aus Zwiebeln, Grammeln und Gewürzen garniert waren.

Den restlichen Tag schlenderten wir durch die kleinen Gässchen der Altstadt, um am nächsten Morgen in Richtung Lettland aufzubrechen.

Dienstag, 20. April 2010

Nachtrag Oświęcim (Auschwitz)


Zu dem heute und den im vorletzten Beitrag geposteten Bilder möchte ich noch ein paar Anmerkungen machen:

Die Gesamtfläche des Areals beträgt 40 km² und ist somit nur etwas kleiner als Salzburg Stadt. Die Lebenserwartung der inhaftierten Personen betrug durchschnittlich zwei bis drei Monate.

Das erste Bild im vorletzten Beitrag zeigt Teil I des Tötungslagers, indem u.a. der Lagerkommandant Hoess drei Jahre lang mit seiner Frau und fünf Kindern gelebt hat, nach seiner Versetzung nach Deutschland blieb seine Frau mit den Kindern dort, da sie sich weigerte diesen Ort zu verlassen. Hier waren u.a. Todeszellen, die Menschen-Versuchslabore von Doktor Mengele und die erste, noch immer erhaltene, Gaskammer untergebracht. Das heute gepostete Bild zeigt Teil II des Tötungslagers (Auschwitz-Birkenau). Hier waren 800 Personen in Baracken aus Holz (ursprünglich angefertigt für 25 Pferde) untergebracht, die sich bis zu den Bäumen im Hintergrund erstreckten, nur die vorderen Reihen sind erhalten. Am Ende des Lagers – dort wo die Bäumen zu sehen sind – befanden sich sechs große Gaskammeranlage, zwei Krematorien und mehrere Entkleidungsräume. Eine der Gaskammern wurde kurz vor Kriegsende von jüdischen Gefangenen durch geschmuggelten Sprengstoff zerstört, die anderen von den Nazis, kurz nach der Kapitulation gesprengt.

Das zweite Bild im vorletzten Beitrag zeigt die Toiletten im Waschraum des Tötungslagers Auschwitz-Birkenau, welche die Inhaftierten zwei Mal am Tag (Morgens und Abends) nutzen konnten. Das Wasser im Waschraum war von den Toiletten nicht getrennt und krankheitserregend. Da SS-Offiziere aus Angst vor Ansteckung diese Räume nicht betraten, fand in ihnen das einzige soziale Leben der Inhaftierten statt.

Das dritte Bild im vorletzten Beitrag zeigt eine der Baracken in Auschwitz-Birkenau von innen. Eines der Betten teilten sich zehn Personen, wobei um die oberen Betten gerungen wurde, da die Bretter oft einbrachen und die unten liegenden Personen leichter von den Wärtern gepeinigt werden konnten. Ein weiterer Grund waren die im oberen Bereich der Baracken angebrachten Schlitze für die Sauerstoffzufuhr und die Tatsache, dass die aufsteigende Wärme im Winter vor dem Erfrieren bewahrte.

Sonntag, 18. April 2010

Route: Warschau -Tallinn

Oświęcim (Auschwitz)



Ungarisch-Polnische Warnhinweise



No Nation, No Borders!

Erst wenn man wieder in den Genuss einer ernsthaften Grenzkontrolle kommt wird einem bewusst wie beschissen das ist. Bevor wir in die EU einreisen durften hatten wir eine längere Wartezeit und eine ausführliche Kontrolle durch insgesamt 7 Ungarn zu absolvieren. Da einer der Grenzbeamten von unserer muscheldekorierten Frontscheibe ganz verzückt war, lockerte sich die Stimmung etwas auf, unangenehm bleibt so etwas jedoch immer.

Kaum hatten wir die Grenze nach Ungarn überquert, begann es wie aus Kübeln zu schütten. Bei dieser Gelegenheit stellten wir fest, dass unser Dachfenster trotz eifrigen Verklebens des Vorbesitzers noch immer leckt.

In Budapest angekommen spazierten wir durch die Innenstadt und holten meine neue Bankomatkarte ab, die mir der freundlichste Bankbetreuer der Welt (solche E-mails bekommt man normalerweise nur von Freunden oder Familie ;) nachgesendet hatte - natürlich musste einen Tag vor der Abreise die Karte defekt werden. Da wir Budapest schon einmal besucht hatten und zumindest einen Teil der doch sehr langen Wegstrecke nach Krakau zurücklegen wollten, brachen wir anschließend auf. In vorzüglicher Fahrlaune preschten wir anschließend bis kurz vor Krakau durch, immer auf der E77 entlang, die bis Warschau führt, sodass wir die Slowakei fast nur im Dunkeln erlebt haben. Nach Budapest wurde die Landschaft hügeliger. Im Norden durchquerten wir einige Naturschutzgebiete – Hochebenen mit anliegenden Wintersportgebieten.

Kurz vor Polen gab es zwei Polizeikontrollen, mitten in schlafstillen Dörfern. Nach der mit „Ja“ beantworteten Frage ob wir Touristen seien, wurden wir beide Male freundlich entlassen und mussten auch unsere Pässe nicht vorweisen.

Wir passierten eine verlassene Grenzstation, danach einige Stripclubs und Motels, die durch blinkende Leuchtreklamen versehen, wie überdimensionale Glücksspielautomaten in die Nacht ragen und fuhren noch bis kurz vor Krakau, wo wir in einem kleinen Dörfchen, erschöpft von der langen Fahrt, einschliefen.

Krakau

­­­Am nächsten Tag wurden wir durch laut prasselnden Regen geweckt. Entnervt von dem ungewohnt schlechten Wetter und von der Sehnsucht nach Wärme getrieben, beschlossen wir ein Hotel zu beziehen. Nach ausführlicher Internetrecherche wurden wir fündig. Auch der bereits dringend benötigte Waschsalon ließ sich auftreiben. Wir nahmen den „laundry service“ in Anspruch, sodass wir für 40 Zloty (ca.10 EUR) am nächsten Tag unsere gesamte Wäsche (2 Waschmaschinenfüllungen) duftend und zusammengelegt vorfanden.

Das Hotel war sauber und erholsam, sodass wir dem Regen entfliehen konnten. In Krakau besichtigten wir die Wawel (Festung), incl. Ausstellung, das jüdische Viertel und die Altstadt mitsamt den Tuchhallen. An vielen Stellen waren Blumenkränze und Kerzen zum Zeichen der Trauer über den Tod des Präsidenten zu sehen – in den Kirchen war Hochbetrieb.

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes verabschiedeten wir uns von Krakau mit einem Cocktail, den wir in dem hippen Seventies Lokal „Moment“ im jüdischen Viertel kippten. Die jungen Leute waren durchwegs gut gekleidet und uns gegenüber saß eine polnische Variante von Moby, originalgetreu samt Bobo-Brille und Apple.

Comeback

Am nächsten Tag brachen wir, nach einem kurzen Stadtspaziergang, in Richtung Serbien auf. Kurz nach der Grenze besuchten wir meine Cousine in Leskovac. Wir hatten weder Adresse, noch Telefonnummer und ich war das letzte Mal vor sieben Jahren zu Besuch. Nachdem wir sämtliche Straßen im betreffenden Stadtteil abgeklappert hatten und schon fast weiterfahren wollten, fanden wir die gesuchte Straße und tatsächlich war die gesamte Familie zu Hause. Nach der Begrüßung und nachdem alle den Schock über den spontanen Besuch verdaut hatten, zogen wir gemeinsam los. In einem Lokal trafen wir uns mit weiteren Freunden, alle in unserem Alter, und tranken Wein und Bier. Bevor wir weiterfuhren mussten wir natürlich noch die Grillspezialitäten (Pljeskavica) - für die Leskovac bekannt ist - ausprobieren.

Den folgenden Tag verbrachten wir in der eine Stunde entfernten Stadt Niš. Diese ist größer und besitzt die einzige Universität im Süden des Landes, weshalb viele junge Leute hier leben. Wir besuchten weitere Verwandte: Tante, Onkel und deren beide Töchter. Diesmal hatten wir eine Telefonnummer zur Kontaktaufnahme und wurden im Stadtzentrum abgeholt. Es gab ein traditionelles Begrüßungsritual: süße, eingelegte Früchte und Wasser zum Nachtrinken.

Nach der Bewirtung mit türkischem Kaffee und Börek wurden wir von meinem Onkel enthusiastisch durch die Stadt geführt, besuchten eine orthodoxe Kirche (an der Messe wird stehend teilgenommen, kein Zölibat, Ikonenverehrung), um am Abend mit gefüllten Paprika und schwarzem Wein verköstigt zu werden. Die Nacht verbrachten wir im größten Zimmer der Wohnung – Gastfreundschaft par excellence.

Am nächsten Tag brachen wir nach dem Frühstück Richtung Belgrad auf. Eine meiner Cousinen begleitete uns, da sie in Belgrad lebt und nur übers Wochenende in Niš zu Besuch war.

Belgrad

In Belgrad leben die Riesen - nicht umsonst sind die Serben begnadete Basketballer. Noch in keiner Stadt sind uns so viele großgewachsene Menschen begegnet. Ansonsten ist zu sagen, dass Belgrad eine typische Großstadt ist und daher auch teuer. Ähnlich der Donauinsel wurde in Belgrad ein künstlicher See mit diversen Freizeitmöglichkeiten angelegt. Wir haben die Parkanlage Kalemegdan mitsamt Burg besichtigt, waren in einem edlen Kaffeehaus schlemmen und haben sämtliche Grillstationen abgeklappert, um Vergleiche zu ziehen.

Schon lange nichts mehr gehört:

Skopje
Da wir uns in Mazedonien (Nordgriechenland am Campingplatz) mit der Familie aus F.Y.R. Mazedonien so gut verstanden haben und eingeladen wurden, dass wir uns doch melden sollen wenn wir in Skopje sind, kamen wir auf dieses Angebot zurück. Mein Navigationsgerät kannte nur eine Straße in Mazedonien und nach Eingabe: Stadtzentrum Mazedonien, führte es uns zu dieser. Vorbei an einigen Moscheen, kleinen Straßenläden und Häuschen, blieben wir inmitten dieser vom Navi als Stadtzentrum angegebenen Straße stehen. Als wir ausstiegen hörten wir den „Gesang“ eines Muezzins und es war wieder mal ein kleiner Kulturschock. Verkauft wurde allerlei auf dieser Straße, aber vordergründig alles aus Plastik: Wäschekörbe, Eimer, Kluppen….
Nach einem kurzen Spaziergang durch die Einkaufsstraße entschieden wir uns also die Tochter der Familie anzurufen.
Ich meinte, dass wir im Zentrum seien und sie gerne auf einen Café einladen würden. Genau konnte ich ihr nicht sagen wo wir sind. Sie nannte uns eine Straße und ein Café und dass wir sie anrufen sollen wenn wir dort sind – sie arbeitet ums Eck.
In der Annahme, dass wir im Zentrum seien konnte es sich nicht um einen langen Weg handeln, wir beschlossen zu Fuß aufzubrechen. Beim nächsten Straßenladen fragten wir den Verkäufer nach dem Weg, der aber weder von Straße noch vom Café je was gehört hatte. Leicht verunsichert reichte ich dem Verkäufer mein Handy und bat ihn doch nochmal nachzufragen welche Straße gemeint war.
Nach einem kurzen Telefonat war klar, dass es ein längerer Weg ist. Der Händler empfahl uns ein Taxi, es dürfe nicht mehr als 1-2€ kosten. Doch warum ein Taxi wenn man doch selber ein Auto hat?
Also nach ca. 30 min. für eig. nicht mehr als 3km erreichten wir eine große moderne Shoppingmall.
Viktorija kam lachend auf uns zu und meinte ob wir gedacht hätten, dass Skopje Beirut sei, wir waren nämlich nicht annähernd im Zentrum, vielmehr in einem der ärmsten (von Albanern bewohnten - deswegen die Moscheen und der Muezzin) Stadtteile bzw. Vororte Skopjes nämlich der „Plastic-City“.
Die tatsächliche Innenstadt war dazu ein starker Kontrast: moderne Hochhäuser, Shoppingmalls, Cafés und derart schick gekleidete Menschen, dass ich mir schon leicht schäbig vorkam; Viktorija: „Ihr seit Touristen, das ist ok.“
Die Stadt ist im Aufbruch. Es gibt den Plan 2013, viele Plätze und Gebäude werden gerade renoviert oder neu gebaut. Große, europäische Konzerne investieren hier wie wild… EVN, Raiffeisen, T-Mobile………
Skopje soll eine Vorreiter-Position in Sachen W-Lan einnehmen, die zentrale Buslinie hat Wireless Lan (verrückt).
Wir spazierten durchs Zentrum und dann über den Fluss, der den mazedonischen Teil Skopjes vom albanischen „trennt“.
Im albanischen Teil befindet sich die kopfsteingepflasterte, orientalische Altstadt, viele kleine Handwerksläden, handgemachte Schuhe, Stoffe, Schmuck.
Viktorija lud uns ein mit zu ihr nach Hause zu kommen, wir könnten auch bei ihr schlafen.
Also ab zu Viktorija Wohnung ;)
An diesen Tag wäre eigentlich ein Mädchen-Abend geplant gewesen, 3 Freundinnen von Viktorija waren geladen: eine hatten wir schon am Campingplatz kennengelernt, eine andere arbeitet in London und war nur zu dieser Jahreszeit zu Hause und die dritte war die Lebensgefährtin von Viktorija, alle vier hatten gemeinsam in Thessaloniki studiert - 2 Internationale Entwicklung bzw. Powi, die anderen beiden BWL.
Es war ein sehr geselliger Abend - gemütlicher als erwartet. ;)
Gesprochen wurde über die Gegensätze der Stadt (W-Lan im Bus, aber die Busse sind noch aus den späten 70ern), das ökologische Bewusstsein (Müll auf Straßen) und wir stellten uns die Frage wo der Wandel anfängt: Beim Einzelnen oder beim Staat?

Dienstag, 6. April 2010



Standort



Wir sind gerade in Nea Moudania auf der Halbinsel Halkidiki (endlose, verlassene Sandstrände, Promenandencafes,strahlend blauer Himmel, 23°), werden bis morgen noch hier bleiben und dann über Skopje, Belgrad, Budapest nach Krakau bzw. Auschwitz fahren. Bis zum 1.Mai wollen wir in Helsinki sein (großes Studentenfest)



(unten nähe Delfi oben nach Meteora)

Der griechische Teil Mazedoniens oder der mazedonische Teil Griechenlands

Den Ostersonntag verbrachten wir mit einer mazedonische Familie. Es gab mazedonischen Salat, Lammbraten, Lammsuppe, Plätzchen, hausgemachten Schnaps, Bier, Wein, Austausch über bilaterale Feindseligkeiten (Griechenland/Mazedonien – Österreich(Kärnten)/Slowenien)…
Mit den beiden Männern der Familie verständigte ich mich hauptsächlich durch Gestikulation, die Tochter studierte auf einem Amerikanischen Business College in Thessaloniki und sprach daher sehr gutes Englisch.
Auch wenn ich zu Hause Familienfeste meide: Es war mir immer zu laut, die Floskeln zu ausgelutscht und später war die Distanz zu groß, war es schön.
Selten bin ich so schnell derartig herzlich aufgenommen worden.

Man könnte es auch Heimweh nennen

Es ist nun schon fast ein Monat vergangen und diesen vollendeten Monat scheint eine Art magisches Band zu umgeben;
Anfangs war es reine Reizüberflutung: fremde Kulturen, Landschaften, das Meer…. ein Gefühl, durch das sich hin und wieder die Frage aufdrängte: passiert das jetzt wirklich? Kann ich ein halbes Jahr einfach nur Reisen und leben? -Eine Dankbarkeit, die mich mit Glücksgefühlen erfüllt und sentimental werden lässt.
Die Dauer der Reise provoziert ständige Reflektion, bietet aber kaum Raum dafür, da immer neue Bilder, Gerüche, Erlebnisse verarbeitet werden müssen. Es muss erst eine Routine erarbeitet, neue Verhaltensmuster erlernt werden. Sie bieten halt –der Café am Morgen, die Stunde am Meer und –ganz wichtig- dass Weiterreisen. Ohne diese „Anker“ übersteht man Tage, aber kein halbes Jahr –zumindest ich.
All diese Eindrücke zu fassen und zu ordnen bedarf mindestens die 25 Tage die bisher vergangen sind. Gleichzeitig schwelgt man ein wenig in Wehmut ob der aufgegebenen Gewohnheiten: der Kontakt zu Freunden, das Internet, der Fernseher ;). Trotz alldem wandelt sich die Reise zu einem „daheim“ und ich bin dankbar hier leben zu dürfen.