Mittwoch, 26. Mai 2010

Eine Woche Christiania






Die letzte Woche haben wir in Christiania verbracht. Ein circa 34ha großes Gebiet –ursprünglich Gelände des Militärs- Kopenhagens wurde 1972 von rund 20000 Alternativen besetzt und zu einer Freistadt ausgerufen. 900 Einwohner zählt das Dorf heute. Die Kommune agiert basisdemokratisch und weitestgehend unabhängig von der dänischen Regierung: Beispielsweiße ist der Konsum von Cannabis in Christiania, anders als im Rest Dänemarks, legalisiert. Die eigenständig geregelte Mülltrennung, Straßenreinigung und die hervorragende Kinderbetreuung (4 Kindergärten) veranschaulichen die Autonomie des Gebietes. Die Freistadt finanziert ihre Projekte und anfallenden Kosten durch einen gemeinsamen Fond, der zum Großteil für Strom- und Wasserversorgung (jeder in Christiana zahlt gleich viel für Strom und Wasser in den Fond ein), aber eben auch für soziale Vorhaben gedacht ist.

Dieses individualistische Konzept äußert sich auch in der Architektur. Kein Bauamt, dass es verbieten würde ein Haus in UFO-Form zu errichten, oder die gesamte Front des Hauses mit kleinen Fenstern und eingefügten Glastüren zu gestalten.

Da das gesamte Gebiet motorenfrei ist, parkten wir direkt ans Areal angrenzend. Dort standen unzählige andere Wohnmobile, die sicherlich schon länger nicht mehr bewegt wurden –wir fühlten uns sicher (trotz Campingverbot in Dänemark). Wir konnten endlich mal wieder in Ruhe bis Mittag entspannen,lesen, machten uns Cafe und spazierten durch Christiania. Das Gelände ist größtenteils grün, es gibt kaum asphaltierte Wege, in der Mitte ein See. Man könnte glauben, dass man sich in einem kleinen Märchenland aufhält. Der einzige Wehrmutstropfen ist der Müll, den die jährlich rund 1 Million Besucher auf den höher frequentierten Orten hinterlassen.

Im Zentrum befinden sich viele Cafés und Bars, ein vegetarisches Restaurant, ein kleiner Baumarkt und der Supermarkt.

Es wirkte als würde das System ganz gut funktionieren. Natürlich ist die Autonomie eines solchen Gebietes extrem eingeschränkt, aber es war trotzdem überraschend, dass solch positive Zugeständnisse erreicht oder zumindest erkämpft werden können.

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