Donnerstag, 13. Mai 2010






St. Petersburg

Um 19 Uhr wurden wir auf der Princess Mary durch ein Geige und Gitarre spielendes Duo, am vierten Deck, willkommen geheißen. Unser Ziel war das zweite Deck unter den Autos; also dort wo das Wasser zuerst einbricht und die Schleusen im Notfall den Rest vom Schiff trennen. Die St. Peter Line kaufte ein ausrangiertes Schiff der DSDF Fährgesellschaft, welche unter anderem zwischen Amsterdam und Newcastle verkehrt, das anscheinend nicht mehr den europäischen, sehr wohl aber dem russischen Standard genügt. An Board der Fähre gab es die üblichen Konsumdecks, einen „Supermarkt“ mit jeder Menge Alkohol und Kleidung, ein a la carte Restaurant, ein Buffet und ein Kasino.

Zum zweiten Stock: Die Vierer-Kabinen, in denen weibliche und männliche Fährgäste getrennt voneinander untergebracht sind, waren ok –ähnlich den Schlafkabinen in Zügen. In jeder Kabine gab es eine eigene Toilette und Dusche. In meiner Kabine waren wir zu dritt. Mit mir reisten zwei Kubaner, die vor fünfzehn Jahren in die USA (Miami) geflüchtet waren und zu der Weltmeisterschaft in Taekwondo für körperlich Benachteiligte unterwegs waren. Sie mussten die Anreise selbst bezahlen –nur das Hotel wurde vom Verband, der erst seit kurzem besteht, bezahlt. Da ich am Vorabend nur wenig geschlafen hatte, ging ich relativ früh zu Bett und wurde am Morgen von den beiden Mitreisenden geweckt.

Die Einreise nach Russland funktionierte relativ reibungslos. Mein Pass, der schon etwas mitgenommen ist –weil mitgewaschen und dummerweise vor Reisebeginn nicht erneuert- wurde zwar sehr genau begutachtet, aber nach ca. 10 min. waren wir mit unserer Migrantenkarte ausgestattet und durften die Grenze überschreiten.

Vorm Hafen warteten wir auf das Eintreffen des City-Tour Buses, der seinen Namen allerdings nicht verdient hat; vielmehr ist es der Transport vom Hafen in die Innenstadt und wurde uns von der russischen Regierung für 15 EUR als Visa-Bedingung aufs Auge gedrückt.

Die Innenstadt war noch mit Fahnen und Plakaten der Feierlichkeiten des 9.Mai (der Sieg über Hitlerdeutschland –man hörte von den Feierlichkeiten in Moskau) geschmückt und schon bei der Einreise sehr imposant, riesige klassizistische Gebäude und Denkmäler, vergoldete Dächer, der Nationalstolz dieser Nation ist allgegenwärtig; sogar die U-Bahnstationen sind beeindruckend ausgestaltet, mit Gold verziert und eine Besichtigung wert.

Angekommen im Zentrum gingen wir zu unserem Hotel um einzuchecken und unsere Rucksäcke abzulegen. Das Hotel verdient ein außerordentliches Lob. Es war kein klassisches Systemhotel, sondern ein Familienbetrieb. Das Personal war sehr freundlich und bemüht, die Zimmer mit Liebe zum Detail ausgestattet.

Nachdem wir das Hotel bezogen hatten, gingen wir wieder zum Nevski Prospekt - dem Herzen der Stadt. Nach einem kurzem Snack (russische Suppe: Borsch und ein Crepe gefüllt mit Lachs) buchten wir eine richtige Bus-City-Tour, die 2 ½ Stunden dauerte und sehr gut aufgebaut war. Die Hintergrundinfos waren interessant und die Informationsflut wurde durch nette Geschichten aufgelockert.

Anschließend wollten wir die Kirche „Savior Blood“ innen besichtigen, mit der Studentenermäßigung wäre es nicht allzu teuer gewesen - 250 Rubel (etwas mehr wie 5€) - allerdings kamen wir erst knapp nach 18:00 Uhr an und hätten bereits den normalen Preis von 500 Rubel pro Person zahlen müssen, somit haben wir uns gegen den Besuch der Kathedrale entschlossen (die am nächsten Tag leider geschlossen war).

Die Nächte in St. Petersburg werden zu dieser Jahreszeit aufgrund der vielen Sonnenstunden „Weiße Nächte“ genannt. Um 22:30 wird es dann langsam dünkler. Viele der Geschäfte besonders Supermärkte haben rund um die Uhr offen.

Überrascht wurde unser Versuch Traditionelles nachzuahmen aufgenommen; als wir eine Bar aufsuchten, um 4 Stamperl Wodka zu trinken, lächelte man uns verdutzt an, nachdem wir auf die Frage: „Wollt ihr nicht einen zusätzlichen Fruchtsaft?“ mit „Nein“ geantwortet hatten.

Am nächsten Tag wanderten wir durch die Stadt. Die Sonne schien, es war warm und wir beladen. Ich trug einen 5 Liter Kanister (Trinkwasser für die Reise) und den Kleiderschrank meiner Freundin am Rücken, bis wir um 19:00 Uhr wieder auf die Princess Maria eincheckten. Nach Ankunft in Helsinki begegnete ich abermals den beiden Sportlern, welche in der Zwischenzeit die Silber-Medaille gewonnen hatten!

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