Montag, 26. Juli 2010

This is the End....

Die Heimat ruft. Immer lauter, immer öfter. Anfangs war die Sehnsucht nach dem Zuhause, als etwas liebenswertes, das verloren gegangen war, nach nun schon fast einen halben Jahr Wohnen im Bus entfremdet man sich allerdings von vielen der Angewohnenheiten unserer Wohlstandsgesellschaft.

Das Leben zu zweit im kleinen Bus ist eine Probe, die wir eigentlich ganz gut meistern. Es besteht aus Kompromissen, Privatssphäre ist kaum vorhanden. Da wir beide nicht unbedingt konfliktgehemmt sind, hatten wir bisher viel Zeit und Muße alles ausführlich auszuhandeln. Dies hat Vor- und Nachteile. Manchmal ist es notwendig eine Zeit lang nicht miteinander zu reden, um Freiraum für sich zu nutzen. Der Alltag wird so zumindest nicht langweilig.

Alle drei Tage müssen wir unsere 50 Liter Frischwassertanks, zum Abwaschen, Zähneputzen und Kochen an Tankstellen auffüllen, 30 Liter Abwasser alle 2 Tage entleeren. Unser Strom reicht maximal 3 Tage für den Laptop, dann gibt es nur Licht und fließend Wasser. Anfangs fiel die niedrige Batterie Kapazität noch nicht ins Gewicht, da die zurückgelegten Strecken ausgedehnt waren. Leider haben wir noch kein Batterieladegerät, um bei den gelegentlichen Stopps auf Campingplätzen die „Akkus“ wieder zu laden. Da wir bis zum Festival nur mehr knapp 750 Kilometer zu fahren haben, müssen wir meist mit der Notstromversorgung auskommen. Jeden Tag eine warme Dusche - schön wärs! Zum Glück ist der Atlantik 50 Meter vor der Haustür. Das Gas reicht ewig; bis jetzt wurde fürs Kochen nur eine 2,8 Kg Gasflasche verbraucht. Die Lebensmittelhaltbarkeit ist hier im Süden deutlich begrenzt. An frische Milch, Fleisch oder Eier ist nicht zu denken, es sei denn, die Waren werden am selben Tag verzehrt. Frühestens alle 2 Wochen heißt es: Waschtag! So haben wir im Norden viele nette Waschsalons kennengelernt. Seit England sind Campingplätze unsere erste Anlaufstation. Ab und an wird unsere Wohnung mit dem Tankstellensauger von Staub befreit. Die natürlichen Ressourcen unserer Umgebung werden so gut es geht genützt. Das Meer reinigt nicht nur uns, sondern auch unser Geschirr. Der Sand ist dabei das ideale Spühlmittel.

Unser Bus hat sich ein großes Lob verdient! Bis auf den selbstverschuldeten Ausrutscher mussten nur zwei Schläuche und eine Schraube ausgetauscht werden. Ein wirklich zuverlässiges Gefährt. Lediglich die Tatsache, dass er Öl säuft wie ein Schluckspecht zeugt von seinem hohen Alter. Unser insgesamter Spritverbrauch wird gegen Ende wohl an der 2000 Liter Marke kratzen, in Anbetracht der zurückgelegten Strecke ist dies aber durchaus im Normbereich. Nicht zu vergessen ist dabei, dass das Fahren als Nebeneffekt unseren Strom erzeugt und wir am Ende wahrscheinlich nicht viel mehr Kilometer auf dem Buckel haben werden, als der durchschnittliche, österreichische Pendler im Jahresmittel.

Die Sehnsucht nach diesem Leben wird ebenso groß sein, wie es die an die Heimat war. Die ungemeine Bewegungsfreiheit, die wir in diesem halben Jahr genossen haben und das fast ziellose Umherreisen, werden anfangs sicher fehlen. Der Blick auf die bei uns üblichen Verhaltensmuster wurde durch die Auszeit sicher objektiver und natürlich haben wir viel an Offenheit gewonnen, etwas, dass uns bleiben wird.

In welcher Weise drängt sich das Ende der Reise auf? Ich beginne wieder auf die Uhrzeit zu achten. Erledigungen, die Zuhause auf mich warten, spuken im Kopf. Wir unterhalten uns immer öfter über unser vergleichsweise angepasstes Leben in Österreich und darüber, wie es sein wird nach dem halben Jahr zurückzukommen...

Der Heimkehr stehe ich mit gemischten Gefühlen gegenüber. Mir graut vor der Wohnungssuche, dem eingeschalteten Handy und dem nahenden Winter, aber ich freue mich auf meine Freunde, die restlichen Sommerferien, und den Beginn der Uni.

Unsere Geschichte endet nun. Wir werden die restliche Zeit am Meer verbringen und vor der Rückreise noch das Festival in Portugal besuchen. Fortan werden keine Beiträge mehr verfasst, aber, nach Lust und Möglichkeit, Fotos gepostet. Die regelmäßige Pflege unseres Blogs war zwar eine Herausforderung, half jedoch die vielen Eindrücke zu ordnen und zu verarbeiten. Gleichzeitig bleibt uns eine schöne Erinnerung an unsere erste große Reise...

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