Montag, 26. Juli 2010






Nach unserem zu langen Aufenthalt in der Sonne, mussten wir die nächsten Tage im Schatten verbringen. Wir waren vom Campingplatz Richtung Biarritz aufgebrochen und legten in einem Wald, kurz vor der Stadt, eine Pause ein. Am Abend wanderte eine fröhliche Punkfamilie an unseren offenen Fenstern vorbei, das heißt zwei Pärchen und ein Typ mit sechs Hunden im Anhang. Am nächsten Tag wurden wir durch zwei von ihnen geweckt. Sie baten uns sie zum nächsten Supermarkt zu fahren, um Essen und Wasser zu kaufen. Der Weg war recht lang und wir froh, dass wir ihnen helfen konnten. Zurück am Strand begleiteten wir sie zu den Anderen, aber wir Sonnengeschädigten hielten es nicht sehr lang in der Hitze aus und verabschiedeten uns zur Siesta in den Wald. Später kamen wir wieder und verbrachten den Abend gemeinsam. Kurz bevor ein Sturm aufzog, wurden wir von ausschwärmenden Bienen attackiert und flohen vor den Angreifern und dem Unwetter zum Schlafen in unseren Bus. Dann ging es weiter nach Biarritz, früher Nobelbadeort, heute Surfer-Mekka und Konsumtempel. Der Campingplatz war dicht besiedelt und um 22h legten sich alle schlafen, sodass wir viel zu früh zu extrem leisem Verhalten gezwungen waren. Wir blieben nur eine Nacht und hatten uns bereits kurz nach Einchecken geärgert, da es gleich um die Ecke einen billigen Wohnwagenstellplatz inkl. Strom gab.

Am darauffolgenden Morgen verließen wir den französischen Teil des Baskenlandes und reisten in den spanischen. In San Sebastian prangte auf einem Einkaufszentrum eine Videowall mit Szenen von den Stierläufen in Pamplona. Wir recherchierten, dass diese gerade stattfanden und da ich zuviel Hemingway gelesen habe, beschlossen wir spontan hinzufahren. Im Landesinneren stand die Luft förmlich. Schon lange vor der Stadt konnten wir die Ersten, in Rot-Weiße Kleidung gehüllten, Wagemutigen sehen. In der Stadt war fast jeder in der Stierlauf-Kluft unterwegs. Alkohol floß in Strömen, alle Grünflächen waren versunken im Menschenmeer und Radwege, Hauseinfahrten und ganze Straßenabschnitte kurzerhand zu Parkplätzen umfunktioniert worden. Nach einer, auch fahrtechnisch, atemberaubenden Rundfahrt durch das Zentrum, flüchteten wir etwas außerhalb und konnten neben einem gastierenden Zirkus, etwas abseits der Artistenwägen, übernachten. Am nächsten Tag marschierten wir wieder in die Stadt, über der die Mittagsruhe lag. In den Parks schliefen die Betrunkenen ihren Rausch aus und wir erfuhren, dass alle Karten für die Läufe ausverkauft seien. Daraufhin flohen wir aus der klebrigen Hitze, legten eine mehrstündige Fahrt Richtung Meer zurück, passierten einige Industriestädte und erreichten die trotz Vorrausahnung überraschend grüne Costa Verde. Bergige Straßen führten an dichtbewachsenen Hängen vorbei und irgendwie erinnerte es hier an Südamerika. Nach ein paar vorübergezogenen Buchten, fanden wir bei Ribadesella einen Traumstrand, an dem bereits ein paar Wohnmobile parkten. Wir stellten uns dazu und blieben einen Tag lang. Dann ging es weiter Richtung Gijon. Da alle Strände, sowohl vor, als auch nach dieser Stadt, sehr dicht bebaut und voller Urlauber waren, beschlossen wir zügig gen Westen zu fahren, in der Hoffnung, dort auf einsamere zu stoßen. Hier war es nicht nur grün, sondern auch oft bewölkt und „regnerisch“, weshalb wir bisher noch keinen richtigen Badetag eingelegt hatten. Deshalb stoppten wir an einem Strand nahe Riegoabajo.

Dort hatten wir großes Glück. Als wir spontan beschlossen umzuparken, viel uns ein anderer weißer Bus auf. Die Besitzer-Familie saß am Dach und winkte uns fröhlich zu. Nach einem Blick aufs Wiener Kennzeichen war klar, dass es ein netter Abend werden würde. Wir verstanden uns so gut, dass wir gemeinsam ein paar Tage verbringen wollten und begleiteten die beiden und das kleine Mädel zu einem 150 km entfernten Festival. Als wir ankamen waren nur mehr die Überreste der Feier und ein paar noch nicht weitergereiste Busse da. Wir waren leider eine Woche zu spät dran und erhielten als Trost ein paar Tipps für andere „Festln“. Trotzdem blieben wir zwei Tage gemeinsam an diesem schönen Ort. Der Strand war in Gehweite, gleich hinter einem kleinen Wald und Toiletten und Duschen direkt neben dem Parkbereich - extrem sauber und auch nachts offen begehbar. Anschließend fuhren wir wieder im Konvoi weiter und erreichten abends Caldas de Reis. Diesmal waren wir zum richtigen Zeitpunkt da und die Festlichkeiten in vollem Gange. Das Festival war allerdings größer und lauter als erhofft und auch musiktechnisch wurde nicht ganz unser Geschmack getroffen. Trotzdem verbrachten wir zwei spannende Abende. Der Campingplatz war auf einem Feld neben der Kleinstadt und, genau wie die restliche Veranstaltung, kostenlos. Danach wollten wir noch einen gemeinsamen Badetag verbringen, bevor unsere Wege uns in getrennte Richtungen führen würden; denn während wir weiterhin Galizien bereisen wollten, mussten unsere Reisegefährten nach Lissabon. Wir fanden einen abgeschiedenen Platz an einem Meeresausläufer, wo wir neben Eukalyptuswäldern angelten, Lagerfeuer machten und Muscheln auf einer Sandbank suchten. Es war eine sehr schöne Woche, die wir gemeinsam verbracht haben und wir freuen uns, dass wir und die beiden in Portugal dasselbe Festival besuchen werden.

Inzwischen sind wir im nordwestlichsten Teil Spaniens, der berüchtigten Costa da Morte, angekommen und haben die letzten Tage am Praia de Traba verbracht. Ein wunderschöner Strand, ein paar Camper und viele Windsurfer. Wie wir im Vergleich mit Biarritz feststellen konnten, ist bei der jüngeren Generation Wellenreiten angesagter. Hier ist es sehr windig und die Wellen flacher, daher ideales Windsurfwetter. Heute haben wir ein Kitesurferpärchen beobachtet, das dem Adrenalinkick nachgejagt hat. Direkt am Meer ist es durch den Wind etwas kühl und man muss in den Dünen Schutz vor dem, stechend auf die Haut prasselnden, Sandsturm suchen, doch ist es hier idyllisch - weißer Strand, türkisfarbenes, kristallklares Wasser und viele Albatrosse in den Lüften. Mein Freund hat sich heute eine Angel gekauft und jetzt werden wir unser Glück versuchen...

Nach dem monatelangen, exzessiven Durchstreifen mitunter recht kühler Gegenden sind wir nun beim „Badeurlaub“ angelangt und froh, die restliche Zeit am Meer entspannen zu können.

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